Vortragsabend: Oberstleutnant d. R. Oliver Richter referierte beim Traditionsverband über die Geschichte der Panzertruppe

 

Zeitungsbericht vomSamstag, 25. April 2009:

Vortragsabend: Oberstleutnant d. R. Oliver Richter referierte beim Traditionsverband über die Geschichte der Panzertruppe

Mit „Maschinengewehrfresser“ fing es an

Külsheim. Die Entstehung und Entwicklung der Panzertruppe war das Thema eines Vortrags, den Oberstleutnant d. R Oliver Richter am Donnerstagabend auf Einladung des Traditionsverbandes der ehemaligen Angehörigen des Standortes Külsheim hielt. Knapp 20 Männer, wohl alle Fachleute in Sachen Panzer, kamen dazu in das ehemalige Stabsgebäude der Prinz-Eugen-Kaserne. Der Bogen des Vortrags reichte über ein ganzes Jahrhundert. Herbert Müller, stellvertretender Vorsitzender des Traditionsverbandes, freute sich bei der Eröffnung, dass man einen solch kompetenten Vertreter der Panzertruppe für den Vortrag habe gewinnen können.

Die Panzertruppe, so Richter, seiteils aus der Kavallerie, teils aus Verkehrstruppen entstanden. Günther Burstyn habe vor dem Ersten Weltkrieg ein Motorgeschütz mit Wanne, Geschützturm und Gleiskettenantrieb entwickelt und dieses angeboten. Österreich –Ungarn wie auch das Deutsche Reich hätten aber kein Interesse gezeigt. Im Ersten Weltkrieg seien alle beteiligten Seiten der Meinung gewesen, mit den Mitteln des Krieges 1870/71 schnell gewinnen zu können. So seien sie wohl auf Bewegungskrieg vorbereitet gewesen, nicht aber auf Stellungskrieg. Durch das Maschinengewehr habe es große Verluste bei derInfanterie gegeben, worauf die Briten einen Tank (Panzer) als so genannten „Maschinengewehrfresser“ eingesetzt hätten. Dies bezeichnete Richter als Geburtsstunde desPanzers, auch wenn viele Fahrzeuge aufgrund von Motorschäden gar nicht zum Einsatz kommen konnten.

Man habe damals schon taktische Einsatzmöglichkeiten erkannt. Das Deutsche Reich jedoch habe erst spät mit dem Einsatz solcher Panzer begonnen, auch wegen des Fehlens ausreichender Rohstoffe aufgrund der Seeblockade.

Der Gedanke der „Panzerei“ habe sich nach dem Ersten Weltkrieg entgegengesetzt zum Verhalten während der Kriegsjahre entwickelt, erläuterte Richter, Frankreich und Großbritannien hätten sich zu der Zeit weniger Gedanken gemacht. In Deutschland sei es nach Überlegungen von Heinz Guderian zur Schaffung von Panzer-Großverbänden als selbstständiger Truppengattung mit wendigen Fahrzeugen gekommen. Diverse Typen der so genannten Panzerkampfwagen seien im Zweiten Weltkrieg zu Tausenden zum Einsatz gekommen.

Der Redner stellte auch Daten und Besonderheiten der Panzer der anderen Kriegsbeteiligten vor. Grundsätzlich sei der Angriff das Credo des Panzers gewesen, er sei aber auch in der Defensive eingesetzt worden. In den ersten 40 Jahren sei die technische Entwicklung des Panzers sehr fortgeschritten.

Bei der Bundeswehr habe es 1958 einen Entwurf neuer gepanzerter Fahrzeuge gegeben, der jedoch nicht umgesetzt worden sei. Angeschafft worden seien dann leichte Kampfpanzer M 41, Kampfpanzer M 47 (1956 bis 1967) sowie Kampfpanzer M 48 in verschiedenen Varianten. Von 1959 bis 1987 seien etwa 1500 Stück in Betrieb gewesen. Die Nachfolgemodelle seien Leopard 1 ab 1965 sowie Leopard 2 (ab 1979) in verschiedenen Versionen gewesen. Insgesamt habe es 4500 Leopard-Panzer gegeben.

Richter streifte angesichts der anwesenden Fachleute nur kurz die Themen Munition oder Panzerung samt dem Problem der damit verbundenen Gewichtszunahme. Beim Thema „Einsatzszenarien“ meinte er, nach dem ersten Golfkrieg habe eher die Meinung geherrscht, „Panzer brauchen wir nicht mehr“. Eine Wende in der Anschauung sei nach dem zweiten Golfkrieg und in Afghanistan eingetreten. Insgesamt würden 90 Prozent der Einsätze in Städten erfolgen. Es gelte also, die Fahrzeuge anzupassen, auch hinsichtlich größtmöglichen Schutzes für die Besatzung.

Es gebe Wunschvorstellungen bei Einsätzen der „Peace Support Operation“, militärischer und/oder ziviler Maßnahmen zur Vermeidung von Konflikten beziehungsweise zur Wiederherstellung und der Sicherung von Frieden. Von solchen Kampfpanzern des 21. Jahrhunderts seien Prototypen vorhanden.

Richter erläuterte vorgesehene Änderungen wie automatische Zielverfolgung und ging dabei auf Entwicklungen von Panzertypen aus anderen Ländern ein. Er prognostizierte, der Leopard sei auch noch die nächsten 20 Jahre im Einsatz.

Der Abend geriet zeitweilig aufgrund der vielen Beiträge aus dem Publikum zu einer Art Expertenrunde. Müller sprach, nach reichlich Applaus für den Vortragenden, von einem interessanten Vortrag, die Zuhörer hätten sehr viele Informationen erhalten. Richter selbst bekannte: „In meiner alten Panzerkaserne hat es viel Spaß gemacht“. Walter Hussy, Vorstandsmitglied des Traditionsverbands, überreichte dem Redner abschließend ein kleines Präsent. hpw

(Hans-Peter Wagner/ „Fränkische Nachrichten“)

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